Zum Jubiläum: Museen und Kulturdenkmäler Baden-Württemberg
von Mareike Kratt
Weil sich in diesem Jahr die Gründung der legendären Kunstschule Bauhaus zum 100. Mal jährt, erinnern auch in Baden-Württemberg Museen, Ausstellungen und Baudenkmale an die Epoche der Moderne und ihre Protagonisten. Viele Bauhaus-Künstler haben in Deutschlands Süden gewirkt und dort Spuren hinterlassen.
Orte der Moderne
Auf einer Spurensuche zu Bauhaus und moderner Kunst im Süden kann man sich dem Thema auf unterschiedlichen Wegen nähern. Einer davon ist eine Tour zu den wichtigsten Stationen der Moderne in
Baden-Württemberg. Dazu gehört etwa die Stuttgarter Weissenhofsiedlung, eines der bekanntesten Wohnexperimente der Klassischen Moderne. Mit Häusern von Ludwig Mies van der Rohe oder Hans Scharoun
steht sie beispielhaft für das Neue Bauen. Zwei Wohnhäuser des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier gehören inzwischen gar zum Weltkulturerbe der Unesco. In einem der beiden
können heutige Besucher nachvollziehen, wie man sich 1927 die Zukunft des Wohnens vorstellte.
Nicht weniger bedeutend ist die Siedlung Dammerstock, die 1929 nach Entwürfen des Bauhaus-Gründers Walter Gropius in Karlsruhe errichtet wurde. Beide stehen am Beginn einer einzigartigen Zeitreise durch die Baukunst der Moderne in Baden-Württemberg.
Nicht fehlen sollte bei dieser Spurensuche auch das »Haus auf der Alb« bei Bad Urach: Vor grüner Kulisse erstrahlen dort seit 1930 die weißen Fronten des ehemaligen Erholungsheims, das heute von der Landeszentrale für politische Bildung genutzt wird.
In Ulm lohnen die von Max Bill entworfenen Bauten der Hochschule für Gestaltung (HfG) einen Besuch. Die 1953 gegründete Hochschule machte es sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufgabe, die Bauhaus-Ideen fortzuführen. Viele der aus ihr hervorgegangenen Design-Klassiker lassen sich heute im HfG-Archiv bewundern. Neben diesen Stationen gibt es viele weitere Orte der Moderne, die direkt oder indirekt auf die Gestaltungsprinzipien des Bauhauses zurückgehen. Wer sich mit diesem Erbe beschäftigt, wird überall in Baden-Württemberg auf Bauten dieser faszinierende Epoche stoßen.
Museen von Weltrang
Neben den baulichen Zeugnissen der Moderne lohnt auch ein Gang durch die Museen, in denen Kunstwerke von der kulturellen Blütezeit und vom Lebensgefühl dieser Zeit berichten. In der Stuttgarter
Staatsgalerie lassen die Figurinen von Oskar Schlemmers Triadischem Ballett erahnen, wie radikal sie auf seine Zeitgenossen gewirkt haben müssen. Gleich nebenan im Kunstmuseum zeigt Otto Dix‘
berühmtes Großstadttriptychon Licht und Schatten der
»Roaring Twenties«,
vom glamourösen Nachtleben bis zu den Kriegskrüppeln auf der Straße.
Viele Museen, die Kunst der Moderne zeigen, wurden selber zu ikonischen Bauwerken. Dazu gehören etwa Frank Gehrys Vitra-Museum in Weil am Rhein, Richard Meiers Museum Frieder Burda in Baden-Baden oder die 2017 neu eröffnete Erweiterung der Mannheimer Kunsthalle.
Und so manches Museum greift das Bauhaus-Jubiläum auf und erzählt in Sonderausstellungen von Geschichte und Gegenwart dieser einzigartigen Kunstschule.
Schlemmen im Denkmal
Nach so viel Kunstgenuss ist es Zeit für eine Pause. In manchem Kulturdenkmal der Moderne lässt sich heute stilvoll schlemmen oder bei einer Tasse Kaffee über die ästhetischen Errungenschaften
jener Epoche nachdenken. Purismus und Reduktion wirken auf den ersten Blick zwar kaum vereinbar mit ausschweifenden Genusserlebnissen. Doch wo moderne Architektur auf raffinierte Kulinarik
trifft, entsteht oft Raum für besonders geschmackvolle Momente für Gaumen und Geist. Wer die Moderne mit allen Sinnen erleben möchte, findet zum Beispiel in der Karlsruher Siedlung Dammerstock
ein Restaurant, das bereits 1929 errichtet wurde und heute nach den Prinzipien von Slow-Food geführt wird.
Am Bodensee speisen Besucher des Zeppelin Museums in einem Restaurant, das Anfang der 1930er Jahre im damaligen Bahnhofsgebäude in Friedrichshafen entstand.
Und auch in den Wartepavillons, die der Bauhaus-Schüler Hermann Blomeier 1951 für die Fährhäfen in Meersburg und Konstanz errichtete, lässt sich heute in schwerelos wirkender Nachkriegsmoderne schlemmen und genießen – in bester Premiumlage direkt am See.
Foto: (c) Gregor Lengler/Jochen Tack