20. Lange Nacht der Museen in Stuttgart
von Mareike Kratt
Vielseitige Ausstellungen, aufregende Events und ausgelassene Partys locken Nachtschwärmer bei der Langen Nacht der Museen in Stuttgart bis in den frühen Morgen zu bekannten und geheimen Orten der Stadt. Am 23. März feiert das Kulturevent in der Landeshauptstadt sein 20-jähriges Jubiläum. Museen, Galerien, Off-Spaces, historische Gebäude und Industriedenkmäler laden von 19 bis 2 Uhr zur nächtlichen Rundreise. Bus- und Bahn-Shuttles verbinden alle teilnehmenden Häuser zu einer spannenden Entdeckungstour.
Außergewöhnlich facettenreich
Eintauchen in faszinierende Welten: Eine Industriekulisse wird zur Wohnung für eine Riesenpuppe, die großen Museen der Stadt überraschen mit ihren Sonderausstellungen und besonderen
Rahmenprogrammen.
»Wo ist Afrika?«
– Die gleichnamige, neue Dauerausstellung der Afrika-Sammlung des Linden-Museums gibt spannende Antworten. Außerdem stehen hier Geschichten vom Dach der Welt, eine Dienstbesprechung auf der
Dachterrasse und Mitternachtskaraoke auf dem Programm.
Im Museum im Löwentor dreht sich alles um das urzeitliche
»Leben im Bernsteinwald«
und um Geschichten die die durchsichtigen gelben Steine erzählen. Frühkeltische Fürstengräber, legendäre Meisterwerke, Balkanbrass und Improtheater – das Landesmuseum Württemberg zeigt
faszinierende Schätze und sorgt für gute Unterhaltung. Das Haus der Geschichte präsentiert Demokratie-Geschichte aus dem Südwesten und stellt
»Vertrauensfragen«.
Das Kunstmuseum fragt: Wer erhält den Sparda-Kunstpreis
»Kubus«?
Besucher voten für ihren Lieblingskünstler und verschicken selbst gestaltete Kunstgrüße in die ganze Welt. Nicht nur für VfB-Fans interessant ist die Sonderausstellung
»Bewegt seit 1893«
zur 125-Jährigen Vereinsgeschichte im Mercedes-Benz-Museum. Dort steigt die längste Party der Nacht bis 4 Uhr früh. Auch das Porsche Museum feiert Jubiläum, denn vor zehn Jahren begrüßte das
Museumsteam die ersten Besucher.
Bei der Langen Nacht der Museen gibt es exklusive Werkstatt-, Archiv- und Standortführungen, Lesungen, Motorstarts und eine 3D-Fotobox für
»bewegende«
Erinnerungsfotos. Die 16 Meter große Marionette Punch Agathe macht es sich im Hafen Stuttgart gemütlich, dazu gibt es Hafenrundfahrten und
»mee(h)rschichtige«
Kunst im Übersee-Container.
Exklusive Einblicke
Wo Türen sonst verschlossen bleiben, locken bei der Langen Nacht der Museen seltene Einblicke hinter die Kulissen. Im Bunker unter dem Marktplatz öffnen sich dicke Stahltüren für Rundgänge durch
fensterlose Gästezimmer.
Studierende der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart laden im Bunker unter dem Diakonissenplatz zu einer »performativen« Premiere und vom Turm der Hospitalkirche beim Hospitalhof sieht Stuttgart einfach großartig aus. Wenig bekannt: Unter dem Landesmuseum können Besucher historische Mauern besichtigen, die bei Ausgrabungsarbeiten im Alten Schloss zum Vorschein kamen.
Mit der OldtimerFlotte Rollendes Museum sorgt der Württembergische Automobilclub bei Nachtfahrten durch die City für ein unvergessliches Fahrgefühl. Im Neuen Schloss geht es mit barocken Tanzvorführungen und Harfenklängen auf Zeitreise ins prunkvolle höfische Leben vergangener Tage.
Die Feuerbacher und die Stuttgarter Moschee verwöhnen mit türkischen Delikatessen, laden zu Gesprächen und Kulturgenuss. Mit der Ausstellung »Herberge der Demokratie« in einer ehemaligen Wohnung am Hans-im-Glück-Brunnen erobert das Redaktionsteam der Stuttgarter Zeitung den Stammtisch als Ort politischer Meinungsbildung zurück. Im Straßenbahnmuseum Stuttgart pendelt eine historische Straßenbahn ins Museumsmagazin, wo es »Schätze« zu entdecken gibt, die sonst nicht zugänglich sind.
Kulturgenuss zum Selbermachen
Hier werden die Besucher selbst zu Künstlern. Im StadtPalais mit den Chören des Musikwerks Stuttgart ein paar Ständchen bringen oder mit Sprayer Jeroo ein Kunstwerk zaubern? Oder lieber Origami und Kunstdruck in der Galerie Sichtbar ausprobieren? Auch bei der Künstlergruppe Experiment wird gedruckt: Mit künstlerischen Monotypien bringen Gäste den Blätterwald zum Rauschen. Das Mitmachexperiment der Stiftung Psyche erfordert von Teilnehmern volle Aufmerksamkeit und im Ikone Studio werden Besucher Teil eines Licht-Fotos. Die Raumgalerie bittet Literaten, Poeten, Musiker und andere Spontan-Künstler ans Mikrofon, während Besucher des Schweinemuseums beim Schweine-Roulette von Glücksbringern aus der ganzen Welt unterstützt werden. Zu später Stunde müssen noch einmal die Stimmbänder geölt werden, denn dann geht’s zur Mitternachtskaraoke im Linden-Museum.
Neuzugänge im Jubiläumsjahr
Herzlich Willkommen! Die Debütanten der Langen Nacht der Museen stellen sich vor. Das StadtPalais widmet Manfred Rommel eine biografische Sonderausstellung, präsentiert Graffiti-Kunst in Echtzeit
und lädt zum Mitsingen ein.
Im Hotel Silber erinnert eine Video-Projektion an die Opfer des NS-Terrors, außerdem führen Geschichtsexperten durch die ehemalige Gestapozentrale. Die Galerie Kernweine stellt ihre
Editions-Künstler in einer installativen und fotografischen Gemeinschaftsausstellung vor und in der Gallery Stauch rückt Fotograf Daniel Stauch die Landeshauptstadt mit faszinierenden
Lichtverhältnissen in Szene. Experimentelle Sounds, Lounge-Musik und Künstlergespräche begleiten die Premieren-Ausstellung im kunst-design+wohn-raum.
In der Caritas Galerie Sichtbar werden Besucher mit Origami und Kunstdrucken selbst kreativ und die Trott-Art-Galerie stellt künstlerisches Arbeiten von und mit sozial benachteiligten Menschen in
den Mittelpunkt. Auf dem Areal der Rilling Sektkellerei öffnet Christa Klebor zum ersten Mal ihr Art-Labor und zeigt fröhliche
»Weibsbilder«.
Im Atelier Katerkombi gibt Clemens Schneider Einblicke in seine einzigartige Recycling-Papierschöpferei und zeigt, welche Werke aus dem sinnlichen, vielseitigen Material Papier entstehen können.
Tickets
Tickets kosten für Erwachsene 19 Euro und für Kinder vier Euro (sechs bis 14 Jahre). Kinder bis zu sechs Jahren haben freien Eintritt.
VVS-Kombiticket: Das Lange-Nacht-Ticket bzw. das Ticket-Band gilt am 23. März ab 12 Uhr als VVS-Kombiticket. Es berechtigt zur Nutzung aller VVS-Verkehrsmittel bis Betriebsschluss im gesamten
VVS-Netz.
Fotos: PV Projekt Verlag