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Feuriger Schwarzwaldbrauch

Fasnet adé mit dem Scheibenschlagen

von Mareike Kratt

 

Es ist eines der ältesten Bräuche, die es im Schwarzwald gibt: das Scheibenschlagen (Schiibeschlohge) und das Scheibenfeuer (Schiibefüür). Es ist die Zeit, in der Feuer lodern, Funken sprühen und glimmende Scheiben von den Hängen in Richtung Tal fliegen – und die Fasnet beendet wird.

 

Der Brauch des Scheibenschlagens lässt sich im schwäbisch-allemannischen, im oberöstereichischem und mindestens im schweizerischen Kultur- und Sprachraum schon aus vorchristlicher Zeit belegen.
Grundsätzlich geht es bei der Tradition des Scheibenschlagens um das Schlagen beziehungsweise Schleudern von im Scheibenfeuer entzündeten, glühenden Holzscheiben hinab ins Tal - hier soll zudem der Winter und dessen dunkle und finstere Geister vertrieben werden.


Häufig wird das stets abendliche Scheibenschlagen mit Fackelzügen eröffnet, und aus den Fackelresten entzündet man auch im Schwarzwald zunächst ein gut sichtbares Scheibenfeuer.
Die Scheibenschläger, meist die jungen kräftigen Burschen des Ortes, versuchen die gut glühenden Holzscheiben, die in der Mitte ein Loch zum Durchstecken eines kräftigen (biegsamen Haselnuss-)Steckens haben, möglichst in schönem Bogen ins Tal hinab zu »schlagen«.
Oft ist es üblich und Tradition, vor dem Schlag einer Scheibe einen Wunsch, einen Vers, oder manchmal auch eine Verwünschung auszusprechen, oder die einzelnen geschlagenen Scheiben bestimmten Personen zu widmen.


Die Zuschauer des traditionellen Scheibenschlagens im Schwarzwald, früher also die Dorfbevölkerung, betrachteten dieses Schauspiel aus dem Tal heraus – durch die Flugbahn der hellglühenden Holzscheiben wirkten diese aus der Entfernung wie Sternschnuppen.
Und heute? Heute zieht das Scheibenschlagen als alte Tradition im Schwarzwald jährlich immer mehr Besucher im Schwarzwald an.

So wie in Bernau mit seinen Ortsteilen, wo der uralte Brauch längst zu einem großartigen Ereignis, zu einem der Höhepunkte im Jahr geworden ist. Dort ist das Scheibenschlagen in der aktuellen Fasnachtswoche bis Sonntag, 10. März mit Ausnahme vom Aschermittwoch sogar täglich ab 18 Uhr zu sehen. Scheibenfeuer gibt es in Dorf, Gass, Hof, Innerlehen, Kaiserhaus, Oberlehen, Riggenbach. wer möchte, darf sich auch mal selber im Scheibenschlagen probieren.
»Schiibi, Schiibo! Wem söll die Schiibe goh? Sie söll der Liebsten goh! Goht sie it, no gilt sie it. Schiibi, Schiibo!« Weit holt der Rufer aus, widmet seine Scheibe einer geliebten Person, schlägt sie kraftvoll über einen Holzbock ins Tal. Verglühend ziehen die Holzscheiben ihre Spuren in den winterlichen Abendhimmel. 

 

Foto: (c) Achim Mende
Foto: (c) Achim Mende

Bernau: 3. bis 10. März, Scheibenschlagen in den verschiedenen Ortsteilen

 

Doch nicht nur in Bernau, sondern in vielen anderen Orten des Schwarzwalds sind die lodernden Scheibenfeuer auf den Höhen zu sehen, mit denen der Winter endgültig vertrieben werden soll. Vor allem das kommende Wochenende um den 9./10. März ist es, an dem die Scheibenfeuer und Scheiben die Dunkelheit erhellen und ein faszinierendes, ja mystisches Bild abgeben.

 

Foto: (c) Rolf Hölzle/Belchenland Tourismus
Foto: (c) Rolf Hölzle/Belchenland Tourismus

Schönau: Samstag, 9. März, 19 Uhr, „Scheibenschlagen uff de Broch“

Foto: (c) Narrenzunft Todtnau
Foto: (c) Narrenzunft Todtnau

Todtnau: Sonntag, 10. März, 18 Uhr, am Hasenhorn

Foto: (c) Olaf Herzog/Schwarzwald Tourismus
Foto: (c) Olaf Herzog/Schwarzwald Tourismus

Elztal: Sonntag, 31. März, 19.30 Uhr, in Winden

 

 

Weitere Orte: Ettenheimweiler, Freiamt, Grafenhausen, Haslach, Ihringen, Kappel, Maulburg, Münstertal, Oberried, Schopfheim, Teningen, Zell im Wiesental...