Daniela Maier und Jana Fischer bei Freestyle- und Snowboard-WM
von Mareike Kratt
Einen richtigen Höhenrausch erlebt Ski-Freestylerin Emma Weiß aus Albstadt in der aktuellen WALDRAUSCH-Ausgabe. Mindestens genauso actionreich geht es für die die Snowboardcrosserin Jana Fischer und die Skicrosserin Daniela Fischer zu, die bei der Weltmeisterschaft in Park City (Utah) sich ein Stelldichein geben.
Weit ist es wirklich nicht, idyllisch ist die Fahrt dazu. Ob über Vöhrenbach oder über Urach, von Furtwangen aus sind es nur knapp 30 Kilometer nach Bräunlingen. Dennoch haben sich Daniela Maier (Furtwangen/SC Urach) und Jana Fischer (Bräunlingen/SC Löffingen) noch nie getroffen. Dies wird sich Anfang Februar ändern. Allerdings müssen die beiden Cross-Asse dafür erst einmal den Atlantik und große Teile der USA überwinden. 8500 Kilometer vom heimischen Schwarzwald-Baar-Kreis entfernt geht es dann im Bundesstaat Utah im Ski- und Snowboardcross um die WM-Medaillen.
Endlich Zeit zum Quatschen
»Und in Park City ist hoffentlich auch endlich einmal Zeit, dass wir miteinander quatschen«, ist Daniela Maier gespannt auf das erste Treffen mit Jana Fischer. Kennengelernt haben sich die
beiden jungen Schwarzwälderinnen also bisher noch nicht. Es gibt aber viele Gemeinsamkeiten.
Klar – beide sind Speed-»Junkies«, lieben es, sich gegen die direkte Konkurrenz in den Steilkurven, bei den Sprüngen, den Rollern und weiteren Hindernissen zu behaupten. Schnell stellen
sich die ersten Erfolge ein. Skicrosserin Maier holt 2015 bei der Nachwuchs-WM Silber, Snowboardfahrerin Fischer schafft dies zwei Jahre später. 2018 steht im Zeichen der Olympischen
Spiele, doch nur die Bräunlingerin löst – durchaus überraschend – das Ticket für Pyeongchang. Im Viertelfinale kommt das Aus, am Ende steht der 16. Rang. Viel wichtiger: die
Snowboard-Teenagerin hatte nach einem schweren Sturz in der Qualifikation die Läufe (Heats) ohne Verletzung überstanden. »Es bringt nichts, alle vier Jahre ein Monster zu schaffen, das keiner
mehr in der Lage ist, zu fahren«, kritisiert Snowboard-Sportdirektor Stefan Knirsch die Streckengestaltung.
Der Respekt fährt also bei den »Hetzjagden« immer mit. »Man braucht schon etwas Mut. Wichtig ist, dass man immer zu 100 Prozent konzentriert ist«, betont Skicrosserin Daniela Maier. Dies war
die Furtwangerin auch im Februar 2017 unterhalb des heimischen Feldbergs. Doch dann passiert es im Training zu den Weltcups auf der Seebuck-Piste. Bei einem Sprung wird die
Furtwangerin ausgehebelt. Wenig später kommt die niederschmetternde Diagnose: Knorpelschaden im rechten Knie. Drei Operationen, viele Reha-Termine und – natürlich – auch einige
Zweifel folgen. Nach 154 langen Tagen (und Nächten) landen die Krücken am 7. Juli 2017 erst einmal symbolisch in einem See. An eine Belastung des Knies ist aber noch lange nicht zu denken.
Der Traum von der Olympia-Premiere platzt.
Auch berufliche Zukunft im Blick
Auch Jana Fischer kennt sich mit Verletzungen aus. »Ich muss mich nach der Saison noch einmal am Handgelenk operieren lassen. Da muss eine Schraube raus, eine neue rein«, stellt die
Bräunlingerin aber klar, dass die erste OP vor zwei Jahren gut verlaufen ist. »Ich habe praktisch keine Probleme mehr. Aber erst nach der zweiten Operation ist es möglich, eine Stelle bei der
Sportfördergruppe der Bundeswehr in Sonthofen zu bekommen«, ist die 19-Jährige optimistisch, dass das Jahr 2019 auch in Sachen Ausbildung ein erfolgreiches wird.
Die berufliche Zukunft steht für Daniela Maier während ihrer langen Leidenszeit ebenfalls im Mittelpunkt. In Rosenheim paukt die angehende Polizeimeisteranwärterin für Prüfungen,
gleichzeitig rückt das Comeback langsam näher. Kurz vor Weihnachten ist es endlich so weit. Und was für eine Rückkehr! Die 22-Jährige belegt beim Weltcup im italienischen Innichen
gleich die Ränge 14 und acht. »Ich bin total glücklich, dass es so gut läuft. Mein operiertes Knie zeigt keine negative Reaktion und auch mental gibt es für mich nach der langen Pause keine
Probleme«, kann es Maier kaum glauben, dass sie schon die WM-Fahrkarte in der Tasche hat.
Drei Wochen später. In Rosenheim regnet es. Maier packt ihre Siebensachen: Bücher, das Lieblingskissen und das Plüschtier, das auf jeder Reise dabei sein muss. Nicht nur Sportutensilien
müssen im Koffer verstaut werden. Über Idre in Schweden, die Furtwangerin belegt bei den dortigen Weltcups die Ränge zwölf und 14, geht es nach Übersee. Im kanadischen Blue Mountain springt
bei der WM-Generalprobe noch der 13. Platz heraus. Die Welttitelkämpfe in Park City können also kommen. »Ich mache mir überhaupt keinen Druck für die Weltmeisterschaft. Ich möchte
einfach Spaß haben, wichtige Erfahrungen sammeln«, geht es für die Sportlerin des SC Urach erst einmal darum, die Qualifikation zu überstehen. »Und danach schaue ich einfach, was in den Heats
möglich ist.«
Vorbereitung auf WM
Dies kann Jana Fischer unterschreiben. »In den K.o.-Läufen kann immer viel passieren. Da braucht man auch etwas Glück. Wichtig ist, dass ich mich ganz auf die Strecke konzentriere. Und
natürlich muss ich stets aufpassen, was die Kontrahentinnen machen.« Dies gelingt der 19-Jährigen gleich beim Europacup-Auftakt auf dem Pitztaler Gletscher im Dezember. Zwei siebte Plätze
bedeuten die frühzeitige WM-Qualifikation. Drei Wochen später stürzt Fischer allerdings beim ersten Weltcup im italienischen Cervinia. Eine leichte Gehirnerschütterung wird diagnostiziert.
Doch Mitte Januar ist diese in Oberstdorf kein Thema mehr. »Ich komme gerade vom Tiefschneefahren, davor waren wir schon in Laax auf der Halfpipe«, fühlt sich die Bräunlingerin gerüstet für
ihre erste Weltmeisterschaft bei den Aktiven. »Diese will ich einfach genießen«, sagt Fischer kurz vor dem Abflug in Richtung Denver. »In Colorado bereiten wir uns dann noch einmal spezifisch
auf die WM vor.«
Diese beginnt in Park City am 1. Februar. Dann sind gleich die Snowboardcrosser an der Reihe. Einen Tag später kämpfen die Skicrosser im Solitude Mountain Resort um die Medaillen, bevor für
die Snowboarder am 3. Februar noch der Mixed-Team-Wettbewerb auf dem Programm steht. Allerdings müssen dann Fischer und Maier ohne Unterstützung der Familien auskommen. Diese werden nicht
nach Park City reisen.
Dabei wären die beiden Schwarzwälderinnen ohne ihre Angehörigen nicht dort, wo sie 2019 stehen. In der Weltspitze. »Ich bin durch meinen Bruder zu diesem Sport gekommen, da er ein Snowboard
zu Weihnachten erhalten hat. Da wollte ich das natürlich nachmachen. Am Feldberg wurde bei Thorsten Schelling über ›Go4Snow‹ ein Stützpunkt-Training angeboten, welches mein erstes wirkliches
Training mit dem Snowboard war«, blickt Jana Fischer auf ihre Anfänge zurück. Daniela Maier war bis zum Alter von 16 Jahren alpine Skirennfahrerin. Dann überredet sie Vater Thomas, es doch
mal mit Skicross zu versuchen. Nach dem Schnupperrennen in Urach ist klar: Maier hat ihre neue Leidenschaft, ihre Berufung gefunden. »Ich genieße einfach diesen Adrenalinkick«, beschreibt die
22-Jährige die Faszination ihrer Sportart.
Diesen wird Maier auch wieder bei der WM spüren, wenn die Skicrosserinnen am 3. Februar ihr Können zeigen. »Ich hätte mir ja vor wenigen Monaten gar nicht vorstellen können, dass ich mich für
die WM qualifiziere. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht«, ist die Furtwangerin einfach nur froh, dass sie wieder beschwerdefrei auf den Brettern steht.
Prämiere bei Erwachsenen-WM
Für beide Schwarzwälderinnen wird es die erste Weltmeisterschaft im Erwachsenenbereich sein, für die 19-jährige Fischer ist es zugleich der erste Trip nach Nordamerika überhaupt. »Ich bin
echt gespannt, was mich dort erwartet. Nicht nur sportlich«, möchte die Snowboardcrosserin auch abseits der Pisten viel sehen, viel erleben. »Dabei geht es doch auch in unserem Sport«,
verweist Fischer auf das besondere Lebensgefühl, dass die Boarder – und ihre Fans – vermitteln.
Bunt, laut, lebensfroh – so geht es auch bei den Weltcups zu. Davon können sich Cross-Freunde auch übrigens wieder im Schwarzwald überzeugen. Die besten Snowboardcrosser und Skicrosser machen
gleich nach der Weltmeisterschaft unterhalb des höchsten Schwarzwald-Gipfels Station. Zu einem Treffen zwischen Jana Fischer und Daniela Maier wird es dann aber unweit ihrer Heimatorte nicht
kommen, da die Snowboarder (8. bis 10. Februar) eine Woche vor den Alpinen auf der Seebuck-Piste die Steilkurven und Sprünge bewältigen.
Da bleibt also zunächst nur Park City für ein erstes Gespräch. »Wenn es zeitlich möglich ist, möchte ich mir den Wettbewerb von Daniela natürlich anschauen«, hofft auch Jana Fischer, dass
sich die beiden Schwarzwälder Ausnahmecrosserinnen zu einem Plausch treffen können. Und dies 8500 Kilometer entfernt vom heimischen Schwarzwald-Baar-Kreis.
Text: Gunter Wiedemann
Zeitplan WM in Park City
1. Februar: Snowboardcross
2. Februar: Skicross, Big Air (Ski), Eröffnungsfeier
3. Februar: Snowboardcross (Mixed-Team)
4. Februar: Snowboard, Parallelriesenslalom
5. Februar: Snowboard, Parallelslalom, Big Air (Snowboard)
6. Februar: Slopestyle (Ski), Freestyle Aerials
7. Februar: Freestyle Aerials (Team)
8. Februar: Halfpipe (Snowboard), Buckelpiste (Ski)
9. Februar: Halfpipe (Ski), Parallel-Buckelpiste (Ski)
10. Februar: Slopestyle (Snowboard), Schlussfeier
Personen-Check
Daniela Maier
Geburtsdatum: 4. März 1996
Verein: SC Urach
Größte Erfolge:
2011 und 2012: Baden-Württembergische Nachwuchsmeisterin Ski alpin (Riesenslalom/Slalom)
2013: Deutsche Juniorenmeisterin Skicross
2015: Silber bei der Nachwuchs-WM (JWM), 2. des Europacups, erste Weltcup-Top-10-Platzierung
2016: Zweite beim Weltcup von Val Thorens
2018: Qualifikation für die WM in Park City (USA)
Jana Fischer
Geburtsdatum: 8. Mai 1999.
Verein: SC Löffingen.
Größte Erfolge:
2016: Team-Gold bei den Olympischen Jugendspielen, 6. im Einzelwettbewerb, erste Starts bei Europacups
2017: Deutsche Meisterin, Silber bei der Nachwuchs-WM, erste Weltcup-Starts
2018: Deutsche Meisterin, Achte beim Weltcup von Erzurum (Türkei), 16. bei den Olympischen Spielen, 13. bei der Nachwuchs- Weltmeisterschaft, Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Park
City (USA)