· 

Der erste Winter als Skiprofi

Der Schwarzwälder David Ketterer hofft auf erfolgreiche Saison

von Mareike Kratt

 

Auch wenn es für Slalom-Ass David Ketterer (25) im finnischen Wintersportzentrum Levi beim Auftakt zum Skiweltcup 2018/19 hätte besser laufen können, ist der Hochemminger (Schwarzwald-Baar-Kreis) heiß auf die neue Saison. Es ist sein erster Winter als Profi.

Platz 43 nach dem ersten Durchgang: Damit hat es für Ketterer in Levi nicht für den zweiten Durchgang gereicht. Nun hofft Ketterer auf sein nächstes Slalomrennen im französischen Val D’Isere Anfang Dezember. Denn nach der Sommervorbereitung fühlt er sich topfit. Aus dem einst offensiven »Draufgänger« (»Mein Ziel ist es, bei jedem Schwung, bei jeder Stange und bei jedem Sprung Vollgas zu geben« – sein O-Ton  vor zwölf Monaten) wird wohl nun auch mehr ein Taktiker. »Ich möchte noch schlauer fahren, dabei aber meine bisherigen Eigenschaften auf gar keinen Fall aufgeben«, zeigt er es auf. Im Mannschaftssport würde man dazu sagen: David Ketterer bevorzugt ab sofort also die kontrollierte Offensive.

 

Sein großes Ziel: »Ich möchte in dieser Saison unter die Top 30 kommen.« Und die Weltmeisterschaft Ende Februar 2019 im schwedischen Åre? »Ich denke Schritt für Schritt. Wichtig ist ja auch, dass ich gesund bleibe. Es wird das erste Profijahr von David Ketterer sein. Im Mai diesen Jahres traf der 25-Jährige, der im Januar 2017 in Kitzbühl seine Weltcup-Premiere feierte, eine sehr wichtige Entscheidung: Nach nur zwei Jahren als Physik-Student an der University Colorado Boulder kehrte David Ketterer zurück nach Deutschland, um sich »für die nächsten Jahre« komplett auf den Rennsport zu konzentrieren. »Die Belastung –  laufend von Übersee zu den europäischen Rennen anzureisen –  war einfach kontraproduktiv«.  Auch seine deutschen Trainer hatten ihm dringend zu diesem Weg geraten. Dabei hatte er in Nordamerika eine »perfekte« Zeit erlebt.

 

Er wurde in der Saison 2016/17 jeweils Slalom- und Riesenslalom-Meister der National Collegiate Athletic Association. Ketterer  entschied zudem mit fünf Siegen die Slalom-Gesamtwertung im Nor-Am Cup für sich. Diese Resultate waren auch der Grund, warum ihn der Deutsche Skiverband wieder in den Kader aufnahm. Mit seinem ersten Weltcup-Start vor 15 Monaten in Kitzbühl schlug David Ketterer dann ein neues Kapitel auf. Seine ersten Weltcup-Punkte gelangen ihm elf Monate später in Val d’Isere. Die Rückenprobleme, die ihn zum Ende hin  der vergangenen Saison plagten, sind auskuriert. Auch dank seiner Mutter, die eine erfolgreiche Naturheilpraktikerin ist.
Die Sommervorbereitung verlief für  den nun in München lebenden Slalom-Spezialisten fast optimal. »Es ist natürlich sehr gut, sich nur auf den Sport konzentrieren zu können. Ich stand noch nie so viel auf den Skiern wie in diesem Sommer.« Allerdings waren die Trainingsbedingungen für alle deutschen Kaderfahrer so schwierig wie schon lange nicht mehr. »Es ist unglaublich, wie sehr der Schnee auf den Gletschern zurückgegangen ist. Wir sind öfters nur zwischen den Steinen herumgefahren«, berichtet  Ketterer.  Er zeigt sich beeindruckt  über die durch die Klimaerwärmung drastischen Veränderungen in den Alpen.

 

Dass er »nur« für den 1b-Kader des DSV im Sommer nominiert wurde, hat ihn zwar anfangs »ein wenig überrascht«, doch dies ist abgehakt. »Wir haben in diesem Kader mit Alfred Doppelhofer einen hervorragenden neuen Trainer bekommen. Die Arbeit unter ihm ist sehr abwechslungsreich und macht täglich viel Freude«, erzählt David Ketterer begeistert. Der Riesenslalom in der neuen Saison als weitere Option? »Vielleicht ab und an.« Sein Hauptaugenmerk liegt auf den dichten Stangenwald. Wir drücken die Daumen bei den weiteren Rennen!

 

David Ketterer

Er wurde am 22. Juni 1993 in Donaueschingen geboren und wuchs in  Hochemmingen auf. Bereits als Dreijähriger stand er auf Skiern. Im Alter von neun Jahren nahm der Schwarzwälder erstmals an Rennen teil.  Ab Dezember 2008 startete Ketterer bei FIS-Rennen und spezialisierte sich schon recht früh auf Slalom- und Riesenslalom. Sein erster Einsatz im Europacup folgte im November 2012. Bei der Juniorenweltmeisterschaft 2014 gewann er die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb. Um seine sportliche und berufliche  Entwicklung voranzutreiben, schrieb er sich im August 2016 für ein Physik-Studium in der University of Colorado ein, zählte dort auch zum sehr erfolgreichen Ski-Team. Er wurde  zum Beispiel zweifacher Meister bei den amerikanischen College-Meisterschaften. Sein Weltcup-Debüt feierte er im Januar 2017 in Kitzbühl – die ersten Weltcup-Punkte gab es für ihn im Dezember 2017. Mit Platz 54 schloss er die letztjährige Weltcup-Saison im Slalom ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Eibner